Florian

Zimmer 306, 305 / Mitte. Element Erde wird benannt „Die Schatzwände“

Die Schatzwände (Rotspitze bei Oberstalleralm)

„Wo nur der Kafte Tenigl das viele Geld her hat“, rätselten die Villgrater herum, als das arme Bäuerlein eines Tages, Grund und Boden am unteren Lahnberg erwarb und zu bauen begann.

Tenigl, der in einer armseligen, ständig vermurungenausgesetzten Hütte hauste, nannte nur eine Kuh, eine Geiß und einen kleinen Wisenfelck sein eigen. Nun hatte sich das Glücksrad für ihn gedreht. Ohne auf die nur gierigen Fragen der Nachbarn zu achten, holte er sich Handwerksleute vom Sillianberg und baute fleißig darauf los, so das der Villgrater in kurzer Zeit ein schuckes, gemauertes Feuerhaus heranwachsen sahen, dem Tenigl ein großes, hölzernes Futterhaus zur Seite stellte. Wald, Feld und Vieh wurden gekauft und zu guter Letzt Hochzeit gehalten, Sein Weib schenkte ihm zwei Söhne, die, bescheiden und in Gottesfurcht erzogen, tüchtige Bauern zu werden versprachen. Tenigls Reichtum schien unerschöpflich zu sein. Als er eines Tages im Kapitelhaus zu Innichen geschätehalber vorsprach, erlaubte er sich den Spaß, den Kapitelamtmann zu fragen, wieviel er für den Villgrater Zehent verlangen würde, denn er sei willens, diesen aufzukaufen. Lachen nannte der Amtmann, der Humor hatte, aber an einen Verkauf dieser erträglichen Einkünfte überhaupt nicht dachte eine sehr hohe Summe und stellte die Bedingung, das Geld binnen 24 Stunden bei ihm zu erlegen sei, andernfalls Tenigl eine tüchtige Buße bezahlen müsse. Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt—sprachlos ließ sich der Kapitelamtmann in seinem Polsterstuhl fallen, als noch vor der vereinbarten Zeit Tenigl bei ihm erschien und die harten Dukaten auf den Tisch zählte. Da der Amtmann das Ganze als Scherz betrachtet hatte, kam er nun in die fößte Verlegenheit, den jetzt war es an ihm, das Bußgeld zu Entrichten. Das Stift dachte nicht daran, dem Villgrater Zehent zu verkaufen, und man einigte sich dahin, dem Tenigl und seinen Leibeserben auf ewige Zeiten alle Abgaben für seinen Hof zu erlassen, auf das er vom Handel zurückstehe. Ein schöner Herbst ging wieder zu Ende. Der Kafte Tenigl aber lag in seiner Kaser zu Oberstaller im Sterben. Noch zu keinem Menschen hatte er über die Quelle seines Reichtumes gesprochen, nun gedachte er den beiden Söhnen als wertvollstes Vermächtnis die Fundstelle des Goldes in der „Reate“ zu zeigen, bat diese, ihn auf eine Tragbahre zu betten und in die Schatzwände zu tragen. Sie gehorchten dem Wunsche des schwerkranken Vaters, doch schon in der Milate- Lärche trat ihnen der Tod entgegen und Tenigl hauchte sein Leben aus. Das Geheimnis nahm er mit ins Grab, ob er damit seinen fleißigen Söhnen nicht den größten Liebesdienst erwiesen hatte?

Viel Wasser hatte seit jener Begebenheit der Villgraterbach der Drau zugeführt, als die Talbewohner den sogenannten „schwarzen Philipp“, einen verwilderten Strolch, dessen Herkunft in Dunkelheit gehüllt blieb, immer wieder zu den Schatzwänden emporsteigen sahen von denen er schwer bepackt zurückkehrte. Man vermutet, er hat jene Goldader wieder entdeckt.

 

Wegen der Zusammensetzung des Bodens und des steinigen Areals am Gipfel der Rotspitze entschlossen wir uns diese Sage dem Element Erde hinzuzufügen. Mit einem Bad aus Bachsteinen, Tische auf rauen Steinfüßen und einer Wand hinter dem Bett aus Stein wird der Rustikalität des Villgratentales Eindruck verliehen. Der Farbstill der überwiegend in Gelb- und Brauntönen gehalten ist verleiht den Zimmern eine beruhigende Atmosphäre. Schlussendlich wird der rustikalen Einrichtung noch ein leicht kitschiger tatsch, durch bemalenen Porzellanschalen und Porzellanteller an den Wänden verliehen, die in alten Bauernhäuser oft zu finden sind.